work hard, play hard

Spielerisch Geld verdienen? Womit oft zu Unrecht geworben wird, macht die Digital Streetwork möglich. Neben der Begeisterung fürs Zocken fordert dieser Job aber ein hohes Maß an Sozialkompetenz und starke Nerven.

„An sich habe ich den Traumjob eines jeden 16-jährigen Gamers“, stellt Jenny lachend fest. Ab und zu hört sie das auch von anderen: “Wie, du wirst fürs World of Warcraft Spielen bezahlt?“ Dahinter steckt eine neue Form der Sozialarbeit: Digital Streetwork. Die gepiercte Brünette erklärt ihren Job gerne so: „Ich frag immer zuerst, ob diejenigen die klassische Streetwork kennen, also das auf der Straße Herumlaufen und Jugendliche Anquatschen. Wir sind auf der digitalen Straße unterwegs und orientieren uns an den Standards der klassischen Streetwork.“ Sie arbeitet beim Bayerischen Jugendring (BJR) für das „Digital Streetwork Bayern“. Dieses Projekt ist in der Ausführung bisher ein Pilot: Hier arbeiten seit September vergangenen Jahres 14 digitale Sozialarbeiter:innen, die jungen Menschen bei jeder Art von Sorge ein offenes Ohr schenken und dafür auf diversen Social Media-Kanälen, in verschiedenen Gamingformaten, telefonisch oder im Einzelfall auch mit Beratungen in Präsenz zur Verfügung stehen.

Als Jenny ins Büro kommt, ist es Anfang Juli. Die heiße Luft staut sich bereits in den hohen Decken des Münchner Gebäudes nahe der Theresienwiese. Besonders anschaulich zeigt sich das Hundewetter an Chloe, der zweijährigen Siberian Husky-Dame von Jenny. Der „Bürowolf“ tapst schlapp durch die verschiedenen Arbeitszimmer, bis er sich erschöpft hinlegt. Der entspannten Stimmung kann die Hitze aber nichts anhaben. Es wird gelacht und gescherzt, aber auch konzentriert gearbeitet.

(ⒸHammer)

Integration in die verschiedenen Gamingkulturen

Der BJR und Digital Streetwork bieten diese Dienste für ihre Kernzielgruppe der 14- bis 27-Jährigen kostenlos, anonym und durch die Schweigepflicht geschützt an. Deshalb dient das Zocken keinem Selbstzweck, sondern folgt methodischem Vorgehen. In jedes Spiel müssen sich die digitalen Streetworker:innen zuerst einarbeiten. Schließlich gilt es, unterschiedliche Spielmechaniken und Gamingkulturen zu verstehen. Da die 28-Jährige das Online-Rollenspiel World of Warcraft, über das sie oft arbeitet, nie privat genutzt hat, musste sie sich zuerst folgende Fragen stellen: „Wie funktioniert das hier überhaupt? Wie sind die Systeme? Gibt es Gilden, Allianzen? Wie ist der Umgangston? Wo kann ich wann am besten junge Menschen treffen? Was lässt sich gemeinsam machen?“ Die eigenen Fertigkeiten, mit denen man in dem jeweiligen Spiel vor anderen auftritt, sind nicht zu unterschätzen. „Natürlich spielt irgendwann keiner mehr mit mir, wenn ich der schlechteste Spieler der Gruppe bin und sich das rumspricht“, erklärt Jenny.

Street Credibility auf der digitalen Straße

Fabian Wiedel spricht in diesem Zusammenhang von der „Street Credibility“, die es braucht, um bei jungen Menschen zu punkten. Er hat an der Universität Passau zum Thema Digital Streetwork promoviert und untersucht, inwiefern die Medienpädagogik von den neuen Sozialarbeiter:innen profitieren könnte. Ihm zufolge hat die Digital Streetwork großes Potenzial, Problemen im Netz entgegenzuwirken. Ziel sei es, diese neue Art der Sozialarbeit in sämtliche Communities einzuschleusen, die das Netz zu bieten habe. Dadurch könne man ein besseres Auge für die Chancen und Risiken entwickeln, die sich in diesen Lebenswelten ergeben. Dieses Prinzip lasse sich auf jede Plattform übertragen – sei es Instagram, WhatsApp, Telegram, reddit, Twitch oder Kommentarspalten wie auf Spiegel Online. Damit hätten digitale Streetworker:innen die Möglichkeit, zeitnah und individuell bestimmten Problematiken entgegenzusteuern. Das betreffe zum Beispiel Mobbing, Risikoverhalten, das in Sucht abdrifte, oder die Anwerbung rechtsradikaler Ideologien. „Bei Letzterem engagiert sich die Amadeu Antonio Stiftung, indem die Mitarbeiter gezielt gegenreden, durch Likes Leute unterstützen, die ebenfalls aufklären, und Accounts konfrontieren, die derartige Dinge originär posten“, so Wiedel.

Amadeu Antonio Stiftung (Ⓒ AAS)

Digitale Hoffnungsgeber

Diesen Aufgaben widmet sich Jenny weniger. Im Rahmen des Projektes ist sie vor allem auf den Online-Plattformen unterwegs, um den jungen Menschen zuzuhören und sie gegebenenfalls an andere Beratungs- oder Anlaufstellen weiterzuleiten.

Projektleiter Dominik Rankl (Ⓒ Hammer)

Dominik Rankl ist noch bis Ende Juli der Projektkoordinator; Ab August leitet Jonas Lutz das Team. In Rankls Augen ist die Digital Streetwork eine neue und innovative Möglichkeit, Heranwachsende dort zu erreichen, wo man bisher noch nicht vorgedrungen ist. „Die Jugendlichen schenken dem durchaus Beachtung, das gilt es weiter zu evaluieren.“

Diese Aufmerksamkeit für das Programm zeigt sich zum Beispiel an den etwa 2.500 Erstkontakten im ersten Quartal diesen Jahres, von denen rund 1.000 intensivere Unterstützung erfuhren. Man könne die Anonymität der Online-Welt sehr gut nutzen, um die Hemmschwelle für die Kontaktaufnahme zu senken, erklärt Ellen Daniel, die Pressesprecherin des BJR. „Oft geht es um die psychische Gesundheit, um Zukunftsängste, soziale Isolation, Fragen der Sexualität, um allgemeine Lebensbewältigung, auch um handfeste juristische Fragen.“ Wissenschaftlich begleitet wird das Programm durch das JFF-Institut für Medienpädagogik. Dieses steht den Mitarbeiter:innen für mediale Fragen zur Verfügung. Das Projekt ist ein Baustein des Bayerischen Aktionsplans Jugend und damit der Versuch, der Vereinsamung durch die Corona-Kontaktbeschränkungen entgegenzuwirken. Deshalb fördert das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales das Konzept bis Ende 2022 mit einem Budget von 3,5 Millionen Euro. Danach entscheidet die bayerische Staatsregierung, ob Digital Streetwork Bayern fortgesetzt wird. Wie es um darum steht, weiß aktuell noch niemand. Laut Pressestelle hoffe der BJR aber auf eine Fortführung. Jenny schätzt den Pioniercharakter des Pilotprojekts. Sie möchte durch das Ausprobieren zeigen, dass das Digitale in der Sozialen Arbeit einen Platz hat, wenn es richtig eingesetzt werde. In Coronazeiten hätten viele Jugendzentren und einzelne Streetworker:innen begonnen, digitale Angebote auf die Beine zu stellen. Dafür fehle aber jetzt oft die Zeit, wenn die Arbeit in der analogen Welt wieder rufe.

Dass Jenny damit einem entscheidenden Defizit entgegenwirkt, findet auch Alexander. Der 18-Jährige kommt aus Niedersachsen nahe Bremen und steht gelegentlich mit Jenny in Kontakt, seit er sie im Herbst letzten Jahres immer wieder auf Discord schreiben sah. Discord ist ein Instant Messenger, der Video- und Telefonkonferenzen anbietet, gerne von Gamern während des gemeinsamen Spiels verwandt wird und als Kommunikationskanal am meisten Verwendung im gesamten Projekt findet. Da Alexander in diesem sozialen Medium einen eigenen Hilfeserver eröffnet hat, ließ er sich immer wieder Tipps geben. „Den Hilfeserver können Jugendliche aufsuchen, um über ihre Probleme zu schreiben. Mein Team und ich versuchen, die Leute zu beraten. Wir stellen keine Diagnosen, sondern bieten einfach eine Anlaufstelle, um zum Beispiel die ersten Schritte für die Suche nach einem Therapeuten zu begleiten.“ Wenn er bei der Unterstützung einer Person mal nicht weiterweiß oder selbst etwas auf dem Herzen hat – seien es familiäre oder Beziehungsprobleme –, wendet er sich gerne an die Streetworkerin. „Ich finde das ganze Projekt sehr hilfreich, ich steh da komplett hinter.“ Seine Begeisterung für Digital Streetwork Bayern nutzt er konstruktiv, denn er hat einen Wunsch: „Ich möchte dafür kämpfen, dass dieses Konzept weiterläuft, weil sich viele junge Menschen, die Probleme haben, ins Internet zurückziehen. Dort sind sie oft noch mehr auf sich allein gestellt.“ Deshalb hat er auf seinem Server schon auf das Programm aufmerksam gemacht. Alexander hat nur einen Verbesserungsvorschlag, der jedoch eher Lob als Tadel ist: Seiner Meinung nach wäre es sinnvoll, wenn sich der Staat bei solchen Angelegenheiten mehr einklinken würde, um zusätzliche Mitarbeiter:innen und einen größeren Zuständigkeitsbereich zu ermöglichen: „Es ist cool, dass Bayern das macht, aber gebraucht wird es überall.“

Reiseführer durch den Bürokratiedschungel

Da nicht nur im Freistaat, sondern bundesweit Bürokratie und Papierkram hohe Hürden errichten, fällt es jungen Menschen oft schwer, die richtige Anlaufstelle für ihre Belange zu finden. Jenny möchte der Guide für ihre Schützlinge durch den Bürokratiedschungel sein: „Gerade wenn online was gefragt wird, gibt’s sehr viele Antworten, die unpassend sind. Manchmal wird zu illegalen Aktivitäten geraten – ich kann da professionelle Antworten geben.“ Da Jenny die Beratungs- und Anlaufstellen in ihrem Zuständigkeitsbereich Niederbayern kennt, kann sie ihre Klient:innen bestens dorthin vermitteln.

Neben den regionalen Zuständigkeiten für die Bezirke Bayerns haben die Streetworker:innen auch thematische Schwerpunkte. So hat jeder der digitalen Sozialarbeiter:innen Schwerpunkte wie LGBTQ+, Streetart, Cybermobbing, Musik, Suchthilfe und Aufklärung. Jennys Schwerpunkte sind die Themenfelder Gaming, Social Media, Fitness und Pflege. Bei Social Media arbeitet sie hauptsächlich mit Discord und Jodel. Die lokale App Jodel, bei der man anonyme Posts von Menschen aus der Umgebung ansehen kann, sucht sie mit dem Standort Passau auf. Zusätzlich ist die Sozialarbeiterin auf Facebook und Instagram aktiv; Bald will sie mit dem Streamen auf Twitch beginnen. Twitch ist eine Plattform, die es erlaubt, das Gameplay anderer zu verfolgen, mitzufiebern und live während des Spiels zu kommentieren. Welche Spiele Jenny gemeinsam mit Interessierten erkunden will, erklärt sie in diesem Video:

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Weil die Münchnerin in der Vergangenheit viel Kraftsport gemacht hat, kann sie das Wissen heute nutzen, um ihren Schützlingen beim Thema Fitness weiterzuhelfen. Dabei will sie den richtigen Umgang mit Sport vermitteln. Denn obwohl Bewegung sehr wichtig ist, kann ein zu starker Fokus auf das Trainingsprogramm doch unglücklich und krank machen: Spätestens, wenn bei Frauen die Periode ausbleibt, sollten die Alarmglocken losschrillen. Dass Jenny beim Thema Pflege professionellen Rat geben kann, hat sie ihrer achtjährigen Zeit in der Altenpflege zu verdanken. Angehörigen kann diese Erfahrung durchaus nutzen: „Da geht es darum, was es für Möglichkeiten gibt, wenn jemand seine Eltern oder Oma und Opa pflegen muss und es daheim immer schwieriger wird. Gerade auch alterstypische Erkrankungen wie Demenz. Welche Gelder lassen sich beantragen? Wie läuft das in so einem Heim ab?“ Grundsätzlich können sich Jugendliche bei Sorgen an jede:n der Streetworker:innen wenden – unabhängig von deren spezialisierten Themenfeldern. Sollte jemand mal nicht weiterwissen, wird man an denjenigen mit Sachkenntnis verwiesen.

Neben der Zeit in der Altenpflege, die ihr Hintergrundwissen für Beratungen liefert, hat Jenny Qualifikationen für die Sozialarbeit. In der Praxis hat sie in Freising ein dreiviertel Jahr als klassische Streetworkerin gearbeitet und zusätzlich circa zehn Stunden wöchentlich in der Pflege gejobbt. Einem Studium der Sozialen Arbeit und der Ausbildung zur Sozialbetreuerin folgten eine Qualifikationsreihe in Gauting für Streetwork und mobile Jugendarbeit. „Jetzt bilde ich mich im Bezug auf Rausch- und Risikobalance weiter und es läuft noch eine Qualifikation für die Online-Beratung.“ Das Projekt Digital Streetwork Bayern ermöglicht ihr immer wieder Fortbildungen, zum Beispiel für Social Media und Content-Erstellung. Erst Ende Juni hat Jenny eine einwöchige Weiterbildung in Schottland besucht, die von Diskussionen, eigenen Erfahrungen und Reflexionen geprägt war. „Wir haben unter anderem einen Parkour gemacht, selbst ein Fest geplant und abgehalten. Es gab zwischendurch auch Vorträge. War super, kann ich echt empfehlen.“, grinst sie begeistert.

Ein Job, der geistig fordert

Bei all der Euphorie für ihre neue Arbeit empfindet Jenny sie dennoch als anstrengend. Sie fühlt sich vor allem geistig gefordert, denn die Sozialarbeiter:innen müssen auf viel Wissen zurückgreifen und, falls Hilfesuchende Beratung in einem bisher ungenutzten Themengebiet brauchen, müssen sie sich geschwind neues aneignen. Zudem kann es Kraft kosten, sich mit so vielen Problemen auseinanderzusetzen: „Manchmal muss ich auf mich selbst achten. Im Internet ist vieles sehr geballt.“ Während Jenny im Realen mit einer Gruppe oder einzelnen Personen arbeitet, schreibt sie im Internet oft mit vielen Menschen parallel und hört viele verschiedene Schicksale gleichzeitig. „Bei mir schlägt sich das ab und zu aufs Gemüt“, erzählt sie. Weil Jenny sich in ihrem Job sehr viel mit Medien beschäftigt, hat sich ihr Konsum im Privaten verändert. Dem Gaming widmet Jenny sich nun eher phasenweise. „Wenn ein gutes Spiel rauskommt, dann spiel ich das, aber dann ist gut.“ Besonders stark merke sie den Überdruss bei Social Media. Nach Feierabend ist der Bedarf an sozialen Netzwerken komplett gedeckt: „Ich geh da lieber mit dem Hund an den See und ziehe das den elektronischen Geräten vor.“

Und von denen hat die digitale Streetworkerin an einem Arbeitstag genug: Nach der Ankunft in ihrem Büro fährt schon der Rechner hoch, Jenny stempelt sich online ein und schaut erst in den sozialen Netzwerken und dann in den Mails, wer ihr geschrieben hat. Daraufhin prüft sie die verschiedenen Server – sprich die öffentlichen Chats – bei Discord auf neue Nachrichten und Auffälligkeiten. Sofern jemand Hilfe braucht, reagiert sie. Da das benötigte Arbeitspensum auf diesen Plattformen nicht jeden Tag gleich ist, spielt Jenny danach unterschiedlich lange mit ihren Schützlingen, gerne auch auf Anfrage. Mit diesen Aufgaben jongliert die Sozialarbeiterin den ganzen Tag. Da die Streetworker:innen in Gleitzeit arbeiten, orientieren sie sich an den Gewohnheiten der jungen Menschen. Jenny ist deshalb meist von 10 Uhr morgens bis etwa 18 oder 19 Uhr verfügbar, nach Absprache sogar am Wochenende. „Man muss nicht unbedingt nur nachts unterwegs sein. Zu jeder Tages- und Nachtzeit sind Menschen online. Gerade auch Jugendliche, die krank sind, Ferien haben oder teilweise in der Schule sitzen.“ Bei all der Bildschirmzeit gönnt sich die Münchnerin zwischendurch einen Spaziergang mit ihrer Hündin Chloe.

„Videospiele sind Kunst“

Jenny blickt zuversichtlich auf den Umgang mit Videospielen: „Was mir Hoffnung gibt, ist, dass Spiele nicht mehr verteufelt werden.“ Damit meint sie vor allem das Vorurteil, dass „Ballerspiele“ zu Amokläufen führen würden. Ihr ist wichtig, dass die positiven Aspekte Beachtung finden. Mit leuchtenden Augen erzählt Jenny davon, „dass Spiele etwas Tolles sein können, um mit eigenen – vor allem psychischen – Erkrankungen fertig zu werden, Einsamkeit zu überwinden, Menschen kennenzulernen und das Selbstbewusstsein zu stärken.“ Die soziale Komponente zeige sich besonders schön, wenn sich Personen aus Online-Bündnissen – wie Gilden oder Allianzen – im echten Leben treffen. Selbst die verpönten Shooter bieten mit der Möglichkeit, darin Frust abzulassen, eine Chance. Jenny zufolge ist Gaming noch viel mehr: „Es ist sogar Kunst.“ Dabei verweist sie auf die teils enorm aufwändige Gestaltung mancher Spielkulissen, die zum Erkunden oder achtsamen Spielen einladen. Diese Achtsamkeit sei besonders wertvoll, weil sie sich für das reale Leben üben lasse. „Ich finde, was zu kurz kommt, ist der Spaß.“ Sie legt lächelnd eine kurze Pause ein und betont dann noch einmal freudig: „Der Spaß!“ Technik und Spiel hätten in der Pädagogik auch schlicht die Aufgabe, Freude zu machen. „Gemeinsam zu spielen ist sowas Schönes, es ist quasi das gemeinschaftliche soziale Abendessen. Es gibt mir einfach Hoffnung, dass Spiele als das Gute angesehen werden, was sie sind.“

Gamingboom

Diese Vorteile sind wohl der Grund, weshalb sich Videospiele in Deutschland großer Beliebtheit erfreuen. Bis 2020 fanden sich bundesweit über 34 Millionen Gaming-Begeisterte. Mit der Corona-Pandemie und dem damit verbundenen Wegfall anderer Freizeitbeschäftigungen dürfte die Zahl auch in der Bundesrepublik gestiegen sein, wie ein weltweiter Trend vermuten lässt.

Gleiches dürfte für die insgesamt verbrachte Zeit im Internet gelten: Bereits 2017 waren die Deutschen im Schnitt 4,4 Stunden pro Tag im Internet unterwegs.

Hält man sich neueste Trends vor Augen, wirkt die digitale Streetwork noch dringlicher: Laut Fabian Wiedel von der Universität Passau handelt es sich um eine zeitgemäße Erweiterung: „Die Soziale Arbeit macht mit der digitalen Streetwork das, was sie schon immer gemacht hat – auch vor Corona und vor dem Internet. Sie wandelt sich, um zu garantieren, dass sie die Lebenswelt adressiert. Damit sie da ist, wo die Leute sind.“ Man könne es durchaus als Revolution bezeichnen, weil sie sich nicht an weiteren geographischen Orten abspiele, sondern eine neue Art von Welt für sich erschließe, die neben der echten stehe. Auch Jenny ist es wichtig zu betonen, dass die digitale Variante nur eine Erweiterung darstellt: „Die digitale Arbeit kann die klassische Sozialarbeit nicht ersetzen. Wir sind nur ein ergänzendes Angebot.“ Und so bleibt die Hoffnung, dass das Projekt fortgeführt wird.

Mehr Lust auf Digital Streetwork? Gemeinsam mit Fabian Wiedel habe ich einen Podcast zu diesem Thema aufgenommen und mich mit ihm über Gaming, Videospieldebatten und die Möglichkeiten der digitalen Streetwork gesprochen.

 

Dr. Fabian Wiedel (Ⓒ Uni Passau)