„Ehrenamtliches Engagement, egal wie groß oder klein, hat viele positive Effekte – nicht nur für diejenigen, die vom Ehrenamt profitieren, sondern auch für die Freiwilligen selbst“, heißt es in einer Studie des Bundesministeriums des Innern und für Heimat aus dem Jahr 2019. Danach engagieren sich knapp 29 Millionen Deutsche ab 14 Jahren ehrenamtlich. Tendenz sogar steigend. Katharina Kiese, 20 Jahre alt, Studentin an der Uni Passau, ist eine dieser vielen Helfenden. Sie hat 2023 bei den Special World Games Berlin und 2024 bei der Europameisterschaft, ausgetragen von der UEFA, als Volunteer teilgenommen.

Interview: Eva Althammer, Ben Guttenberger, Tamina Zweig

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Was sind die Special World Games Berlin und was hebt sie von anderen Sportveranstaltungen ab?

Es handelt sich hierbei um eine internationale Sportveranstaltung, bei der Menschen mit körperlicher, aber eben auch mit geistiger Behinderung daran teilnehmen
können, anders als bei den Paralympics. Hinzu kommt, dass vor allem der gemeinsame Sport im Fokus liegt und weniger der Wettkampfgedanke.

Was hat dich motiviert, dort ehrenamtlich zu arbeiten?

Mein großer Bruder hat eine körperliche und geistige Behinderung, deshalb war das Thema Inklusion immer präsent in meiner Familie. Ich selber habe auch lange
in einer Inklusionsmannschaft Fußball gespielt.

„Hier wurde der Inklusionsgedanke gelebt“

Welcher Moment ist dir besonders im Gedächtnis geblieben?

Oh da gab es sehr viele, weil die ganze Veranstaltung etwas Großartiges für mich war. Aber ich erinnere mich immer gerne an einen Moment aus der Kantine zurück, ich saß mit einer Freundin zusammen an einem Tisch und wir wurden immer mehr und mehr. Menschen aus aller Welt sowohl mit als auch ohne Behinderung. Da wurde der Inklusionsgedanke richtig gelebt und kam mir selbstverständlich vor.

Und wie bist du dann dieses Jahr auf die EM gekommen?

Ich habe mich nach weiteren Veranstaltungen erkundigt und da ich aus der Nähe von München komme, hat sich die EM angeboten.

Hattest du Kontakt zu Spielern?

Offiziell auf jeden Fall nicht, da hat die UEFA drauf geachtet, dass die Spieler ihre Privatsphäre haben und es kein Medienevent wird. Aber wir haben uns manchmal angeschaut, wie die Teambusse ankommen.

Wie waren die Arbeitsbedingungen im Vergleich, gab es da Unterschiede?

Ja, definitiv, obwohl die Grundprinzipien gleich waren, hat man in der Umsetzung klare Unterschiede gemerkt. Bei den Spielen in Berlin war die Verpflegung
echt super, wir hatten eine Mensa mit großer Auswahl und Snacks und Getränke zu jeder Zeit. Es wurde einem eine große Dankbarkeit entgegengebracht und
bis auf die Unterkunft war für alles gesorgt. Man hat sich wertgeschätzt gefühlt und gemerkt, dass es für jeden, der da war, eine Herzensangelegenheit ist.

„Würde es wieder machen – aber eher nicht für die UEFA“

Bei der UEFA hingegen war die Verpflegung deutlich schlechter, es gab jeden Tag das gleiche Sandwich und es gab Einschränkungen bei der Anzahl an „special“
Getränken pro Tag. Die Zeit zwischen der Arbeit mussten wir in den Katakomben der Allianz Arena verbringen, durften also nicht das Spiel anschauen. Wir hatten auch keine normalen Toiletten, sondern Dixi-Toiletten, bei denen es oft an Sauberkeit gemangelt hat. Obwohl wir das alle freiwillig gemacht haben und die UEFA auf unsere Hilfe angewiesen war, wurde einem hier keine Dankbarkeit gezeigt.

Gab es Momente in denen du dich überfordert gefühlt hast?

Bei der UEFA auf jeden Fall, zum Beispiel der Punkt mit den Toiletten, wenn wir uns da beschwert haben, weil sie vergessen wurden sauber zu machen, dann wurde
man ignoriert. Allgemein wurde man bei Fragen immer herumgeschickt von einem zum anderen und niemand hat sich direkt um die Volunteers gekümmert. Letztendlich haben wir uns als Volunteers sehr zusammengeschlossen und hatten gemeinsam trotzdem sehr viel Spaß.

Hast du heute noch zu anderen Volunteers Kontakt?

Ja, ich habe mich erst vor kurzem mit einigen von der EM wieder getroffen. Während den beiden Veranstaltungen habe ich super viele neue Leute kennengelernt, die
ähnliche Interessen haben und es sind tolle Freundschaften entstanden. Das war auch mit das Schönste jeweils, die Menschen, die ich dadurch dazu gewinnen durfte.

Würdest du gerne wieder ehrenamtlich arbeiten? Oder hast du vielleicht sogar schon ein neues Projekt in Ausblick?

Ich würde es wieder machen ja, geplant ist noch nichts, aber ich will mich demnächst informieren, welche Sport- oder generell Großevents in Deutschland anstehen. Die UEFA wird es aber eher nicht werden in naher Zukunft.