Annika Just ist Finalistin der U18-Europameisterschaften und deutsche Vizemeisterin über 100
Meter in der Leichtathletik. Der Sprint ist ihre Leidenschaft. Mit PAblish spricht Annika über ihre Leichtathletikkarriere und darüber, dass „Regeneration
nicht immer aufs Sofa legen und Füße hoch bedeutet“.

Interview: Sophia Baumgartner, Lilly de Lima Ferreira, Lilly Sonnberg

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Iris Hensel

Lilly: Hallo Annika. Schön, dass du uns deine Zeit schenkst. Wir sprechen über deine Leichtathletikkarriere und
die wahrscheinlich wichtigste Frage gleich zu Beginn: Warum Leichtathletik?

Mir wurde das in die Wiege gelegt. Meine Großeltern machten Leichtathletik und meine Mama ist Leichtathletik-Trainerin. Dadurch bin ich in den Verein gekommen. Mein älterer Bruder macht auch Leichtathletik und deswegen bin ich als kleines Kind mitgenommen worden. Dann hat sich herauskristallisiert, dass ich Talent habe und bin dabeigeblieben.

„Ein kleiner Fehler macht schnell viel aus“

Du hast eine sportliche Familie! Wieso ist es der Sprint geworden?

Ich habe immer ein Talent im Weitsprung und im Sprint. Das Werfen hat mir nie gelegen und die anstrengenden Sachen – wie Ausdauerlauf – sind nicht meins. Im Sprint bin ich über die Jahre am erfolgreichsten gewesen. Auch als Kind war ich schneller als die Anderen.

Und was begeistert dich am meisten am Sprint?

Die Perfektion am Sprint finde ich toll – von der Reaktionszeit, über den ersten Schritt aus dem Startblock, über die Beschleunigungsphase bis hin zur Zielannahme. Es muss alles sitzen. Jedes Hundertstel ist entscheidend. Ein kleiner Fehler macht schnell viel aus.

Die Euphorie ist bis hierhin spürbar. Was war dein größter Erfolg bisher?

Mein größter Erfolg war als ich im Finale der Europameisterschaten in der U18 den siebten Platz gemacht habe. Ich wurde auch deutsche Vizemeisterin über 100 Meter.

Herzlichen Glückwunsch! Man sagt „Ohne Fleiß kein Preis“. Hattest du bisher das Gefühl – aufgrund des Leistungssports – Abstriche machen zu müssen?

Auf alle Fälle! Ich trainiere aktuell sechsmal die Woche und wenn meine Freunde sagen: „Ja lass am Wochenende spontan wegfahren“, geht das bei mir nicht, weil ich Training oder Wettkämpfe habe. Beim Feiern gehen muss ich mich zurückhalten. Nicht nur das Training ist entscheidend, sondern auch genügend Schlaf, nicht zu viel Alkohol und meine Ernährung. Reisen ist schwierig, weil man das Training nicht unterbrechen kann. Das ist eine große Einbuße.

„Ich bin jemand, der Wettkämpfe selbstbewusst angeht“

Wie hast du es geschafft Schule beziehungsweise Uni mit Leichtathletik unter einen Hut zu bekommen?

In der Schulzeit – gerade in der Oberstufe – war das schwierig. Ich war ambitioniert, was meine Noten anbelangte. Das war zum Teil viel Stress. Man hat Nachmittagsunterricht bis fünf, dann Training, Klausurenphase, Lernen. Andere auf einer Sportschule haben da einen Vorteil. Das hatte ich nicht. Jetzt mit dem Studium geht es. Mein Stundenplan ist nicht so voll. Teilweise kann ich vormittags trainieren. In der Klausurenphase muss man sich arrangieren, da zur gleichen Zeit Wettkämpfe stattfinden. Ich denke aber, dass man einen Weg findet.

Wie gehst du mit dem Leistungsdruck um?

Der Leistungsdruck ist vor allem bei den Wettkämpfen präsent. Ich glaube, ich bin jemand, der selbstbewusst Wettkämpfe angeht. Wir haben in der  Trainingsgruppe Leute, die viele Probleme damit haben. Viele Athleten suchen einen Sportpsychologen auf. Man wird schnell verleitet – gerade beim Aufwärmen – zu den Anderen zu gucken. Ich versuche bei mir zu bleiben. Nach der Devise unseres Trainers: „Nicht zu viel nachdenken!“

Foto: Iris Hensel

Die Entspannung ist wichtig nach der Anstrengung. Hast du für uns einen Regenerationstipp? Unabhängig davon, welchem Sport man nachgeht?

Ich glaube, das Wichtigste ist viel Schlaf und eine gute Schlafqualität. Bei uns ist es so, dass Regeneration nicht immer aufs Sofa legen und Füße hoch bedeutet. Aktive Renegation ist wichtig – bisschen Radfahren, joggen. Mentale Regenation ist ebenfalls entscheidend. Ich glaube, das ist von Sportart zu Sportart unterschiedlich.

Hast du in Betracht gezogen Leichtathletik hauptberuflich zu machen?

Das ist schwierig in der Leichtathletik in Deutschland, weil das Fördersystem nicht so gut ist wie in den USA. Deswegen brauchst du in Deutschland ein zweites Standbein. Die meisten studieren, um zusätzlich Geld zu verdienen. Durch den Leistungssport kannst du nicht reich werden. Das ist ein bisschen das Manko in Deutschland. Dennoch wäre schon mein Traum, dass hauptberuflich zu machen.

Und zu guter Letzt: Was sind deine Zukuntspläne bezüglich der Leichtathletik?

Ein Traum jedes Leistungssportlers ist Olympia. Ich will nicht so weit in die Zukunft gucken. Mein Ziel für die nächste Saison ist die Weltmeisterschaft in Peru, in Lima. Darauf arbeite ich hin.

Wir drücken dir die Daumen, dass du deine Ziele erreichst. Vielen Dank für das Interview!