Die 27-jährige Julia hat in der Studentenstadt Passau die Eventreihe „Lykkelig“ gegründet, um so neue Freundschaften entstehen zu lassen.
Von Jil Harder, Maria Spies und Mika Kawalleck
„Ich habe gar keine beste Freundin, aber eine gute, die nah herankommt“, erzählt eine junge Studentin bei einer Straßenumfrage zum Thema Freundschaften in der Studentenstadt Passau.
Während eine andere Passantin von ihrer langjährigen Freundin Petra erzählt und ein junges Paar über Freundschaften berichtet, die bis in die Schulzeit zurückreichen, rückt bei vielen jungen Erwachsenen – insbesondere in der Generation Z – das Thema der Einsamkeit zunehmend in den Fokus.
Spätestens seit der Corona-Pandemie spielt Einsamkeit in dieser Altersgruppe als gesellschaftliches Thema eine größere Rolle. Eine Studie der Bertelsmann Stiftung aus dem vergangenen Jahr zeigt: Fast 40% der 16- bis 30-Jährigen fühlen sich einsam – besonders Frauen sind häufig betroffen.
Julia Göbel, Lehramts- und BWL-Studentin an der Universität Passau kennt das Gefühl der Einsamkeit – und hat daraus eine Idee entwickelt. Anfang des Jahres gründete sie die Eventreihe „Lykkelig“, um Frauen einen geschützten Raum für neue Freundschaften zu schaffen.
„Aufgrund meines Doppelstudiums studiere ich schon seit fünf Jahren in Passau und werde voraussichtlich noch zwei Jahre hierbleiben. Viele meiner Freunde sind jedoch inzwischen fertig mit ihrem Studium und aus Passau weggezogen. Ich finde heutzutage schwieriger als früher, vielleicht auch aufgrund der sozialen Medien und der allgemeinen Anonymität, neue Freunde kennenzulernen. Also habe ich „Lykkelig“ gegründet, um auch selbst neue Freundinnen zu finden“, sagt Julia.„Lykkelig“ – das dänische Wort bedeutet so viel wie „glücklich“ oder „froh“ – soll genau dieses Gefühl bei den Teilnehmerinnen des Events auslösen.
Seit Mai treffen sich monatlich bis zu 30 Frauen in einem Café in Passau, um sich bei Kaffee, Matcha und Kuchen besser kennenzulernen. Dabei helfen kleine Spiele, die das Eis brechen und für Lacher sorgen. Zu Beginn des Events zieht jede Teilnehmerin einen Zettel mit einer witzigen Info über eine andere Frau – zum Beispiel: „Jemand hier hat mal einen Adelstitel im Internet gekauft.“ Wer zu wem gehört, wird erst am Ende aufgelöst.
„Mein schönster Moment heute, war es, wenn man nochmal den Tisch gewechselt hat und so neue Eindrücke gewinnen konnte. Also die Gesichter, die man davor schon in der Menge gesehen hat, nochmal besser kennenzulernen“, berichtet Teilnehmerin Nina nach dem Event.
Vivien nimmt schon zum zweiten Mal an einem Lykkelig-Event teil: „Ich finde es total cool, dass Julia Lykkelig gegründet hat. Schon während des Treffens dachten wir uns: Warum gab es das eigentlich nicht schon früher? Egal wie groß eine Stadt ist – neue Menschen kennenzulernen erweitert immer den Horizont.“
Mittlerweile sind bei den ersten beiden Treffen bereits erste Freundschaften entstanden. Einige Teilnehmerinnen verabreden sich inzwischen auch außerhalb der Treffen – etwa zum Joggen, Eis essen oder für einen gemeinsamen Schwedenurlaub.




