Ob Lesungen, Konzerte oder Kleidertausch – das Passauer Theatercafé will einen Treffpunkt schaffen, der weit über herkömmliche Gastronomie hinausgeht. Doch zwischen entschleunigten Barabenden und kulturellen Begegnungen stoßen die Betreiber immer wieder auf neue bürokratische Hürden. Dabei wird das Zuhören zum Mittelpunkt eines undurchsichtigen Konflikts.
Von Lilly Danner und Kristin Sauter
Seit September 2024 leitet Valentin Maier zusammen mit seinem Kollegen Thomas Schiefer das Theatercafé im Herzen Passaus. Ein angrenzender, unabhängiger Veranstaltungsraum bietet weiteren Platz für kulturellen Austausch. Doch Veranstaltungen zu organisieren, bedeutet für die Betreiber oft, flexibel zu bleiben. Neue städtische Auflagen treffen meist kurzfristig und ohne vorherige Ankündigungen im Briefkasten des Theatercafés ein. Schnell wird der Alltag im Theatercafé zum Balanceakt zwischen bayerischer Sperrzeit, gesetzlicher Nachtruhe und nie endenden Lärmschutzvorgaben. Maier fühlt sich von der Stadt häufig nicht gehört – etwa, wenn selbst bei einer Lesung die elektroakustische Verstärkung untersagt wird. „Da die städtischen Vorschriften nicht schon seit der Gründung klar waren, sondern immer Stück für Stück hinzukommen, ist es sehr frustrierend, solche Auflagen und Hürden überhaupt umzusetzen“, erklärt der 28-Jährige.
Zwischen Bühne und Bürokratie
Das Passauer Theatercafé steht für kulturelle Begegnung. Während städtische Vorschriften die Nachbar:innen schützen sollen, verlieren die Kulturschaffenden zunehmend ihren Handlungsspielraum. Für Anwohner:innen und Besucher:innen stellt sich die Frage, ob das Verhältnis von Ideal und Vorschrift in der Praxis immer stimmig ist. Besonders Nachbarin Viva Pichon findet die Auflagen für das Passauer Theatercafé nicht gerechtfertigt. Sie wohnt in unmittelbarer Nähe und fühlt sich durch die Geräuschkulisse nicht gestört. Darüber hinaus sieht sie die bürokratischen Hürden für die Entwicklung der Kulturszene kritisch. „Ich finde, es gibt in Passau generell zu wenig kulturelle Orte, an denen besondere Veranstaltungen stattfinden können – und ich fände es sehr schön, wenn es auch mehr hier im Theatercafé geben würde“, erläutert sie.
Kommunikation statt Keule
Häufig müssen Veranstaltungen im Passauer Theatercafé umgeplant oder sogar abgesagt werden, weil realistische Lösungen fehlen. Trotzdem glaubt Betreiber Maier, dass die Dreiflüssestadt großes Interesse hat, das kulturelle Angebot zu fördern. Doch gute Absichten allein reichen nicht aus, sofern der gemeinsame Austausch fehlt. „Das größte Problem ist die fehlende Kommunikation zwischen der Stadt, dem Ordnungsamt und den verschiedenen Kulturschaffenden. Statt Gespräche zu suchen und die Kommunikation herzustellen, wird gefühlt direkt mit der Keule darauf losgeschlagen und das eigene Handeln weiter eingeschränkt“, beschreibt er frustriert.
Der städtische Kulturreferent Bernhard Forster sieht seine Aufgabe darin, zwischen den beteiligten Positionen zu vermitteln sowie gesetzliche Rahmenbedingungen transparent zu machen. Für jede Veranstaltung werden individuelle Bescheide erstellt, die den möglichen Handlungsrahmen abstecken. Weitere Auflagen ergänzen die Vorschriften und werden vorrangig mit Rücksicht auf die Nachbarschaft begründet. Dennoch positioniert er sich klar: „Meine Erfahrung ist nicht, dass wegen irgendwelcher Auflagen etwas nicht stattfindet.“
Zuhören als Schlüssel
Die Betreiber des Passauer Theatercafés stehen stellvertretend für viele Kulturschaffende, deren Arbeit unter den Hürden der Bürokratie erschwert wird. Deutlich wird vor allem, dass kurzfristige Auflagen und fehlende Kommunikation nicht nur einzelne Veranstaltungen gefährden, sondern das kulturelle Leben insgesamt. Um den Austausch mit Kulturbetrieben zu erleichtern, arbeitet die Stadt an neuen digitalen Tools. Ob sich dadurch auch die Kommunikation zwischen den Parteien verbessern wird, bleibt abzuwarten. Ähnlich sieht auch Betreiber Maier die Lösung im gemeinsamen Zuhören und Verstehen. Daher würde er sich wünschen, dass bei neuen Auflagen auch sein Standpunkt Gehör findet.


