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Hochwasser ziehen folgenschwere Konsequenzen nach sich – jedoch nicht für jeden von uns:

Extreme Bedingungen erfordern extreme Maßnahm…äh, Menschen

Ohne Wasser gibt es kein Leben. Die Menschen brauchen das Wasser wie die Luft zum Atmen. Führen Gewässer wie Flüsse jedoch zu viel Wasser, so leiden nicht nur Flora und Fauna, auch der Mensch kommt an seine Grenzen. Folgen des Klimawandels, starker Regenfälle oder Schneeschmelzen können Existenzen zerstören. Es erfordert extreme Maßnahmen für extreme Hochwassersituationen – oder eben extreme Wassersportler. Kann der Mensch tatsächlich Herr des so stürmischen Elements werden?

Verschiedene Strömungen in hitzigen Kehrwassern bezwingen und den ruckartigen Strömungswechsel die Stirn bieten: Diese Herausforderungen gehören zum Trainingsalltag des erfahrenen Wildwasserkanuten Peter Meinhardt des Straubinger Kanuclubs. Als Sportwart und Trainer liegt es in seiner Verantwortung, Anfänger an die Kunst des Wassersports heranzuführen oder auch Erfahrene in reißenden Gewässern anzuleiten.

„Ich bin in einem Wildwasser vor 3 Jahren überrascht worden. Am oberen Teil der Saalach hat es Gewitter mit Starkregen gegeben.“ Meinhardt schildert, wie gefährlich die Situation war, dass Baumstämme von der launischen Saalach mitgerissen wurden und das Wasser aufgewühlt, braun und fast unberechenbar war. „Ich musste zur Hälfte der Leute sagen, dass sie nicht mitkommen können.“ Meinhardt vertraute auf seine Einschätzung und wagte sich nur mit den Geübten und sicheren Kanuten der Gruppe ins Wasser.

Von Unwettern überrascht und von Hochwassern gebeutelt sind sämtliche Regionen in Niederbayern nahe der vielen schönen aber von Zeit zu Zeit auch wüsten Flüsse. 14.500 Hektar Gewässerfläche dominieren das Unterland. Spielt Mutter Natur wieder einmal verrückt, so erscheint es unmöglich, herkömmliche Freizeit- und Sportaktivitäten auf den Flüssen und Seen auszuüben. Meinhardt beweist das Gegenteil: Denn extreme Umstände erfordern das Können und den Mut extremer Sportler.

Laut Meinhardt kommt es auf wesentliche drei Dinge an: Gute Vorbereitung, regelmäßiges Training und die Fähigkeit, sich selbst realistisch einschätzen zu können. Der Risiken sollte sich jeder Wassersportler bewusst sein. „Es können beispielsweise Strömungen sehr stark in Kurven besonders in die Büsche reinziehen. Dann werden Hindernisse wie beispielsweise Anlegestellen oder Bojen gefährlich.“

Um etwaige kritische Situationen gut einschätzen zu können, ist ein routinierter Check der aktuellen Pegelstände beim Hochwassernachrichtendienst Bayern von Vorteil – schnell erledigt und sehr hilfreich.

Gerade als Laie ist es wichtig, sich an diese Empfehlungen zu halten. Nicht nur, um sich selbst zu schützen, sondern auch meine Teamkameraden, welche sich auf mich verlassen. Dennoch gibt es auch hier – im Wassersport – schwarze Schafe. Sich mit einem Wakeboard über überflutete Wege halbnackt von einem Motorroller ziehen zu lassen, stellt eine Randerscheinung von Hochwasserzeiten dar. Was es auch sein mag, das diese Leichtsinnigkeit in den Menschen hervorruft, mit Stunts dieser Art werden auch die umstehenden Schaulustigen geährdet. Es stellt sich die Frage, wofür manche Personen ihren Verstand über Bord zu werfen scheinen. Um den Durst nach einem Adrenalinkick zu stillen oder doch nur Klicks auf YouTube zu sammeln? Es kann sich nicht jeder für den nächsten Profi-Wakeboarder Nico von Lerchenfeld halten, der beim Hochwasser in Köln einen überfluteten Skatepark kurzerhand zur Trainingslocation umfunktionierte.

Auch wenn Menschen, Flora und Fauna von Zeit zu Zeit unter den fast unkontrollierten Wassermassen erheblich leiden, von mangelnder Kontrolle über die teils stürmischen Flüsse ist bei manch erfahrenem Wassersportler nichts zu spüren. „Es kommt ganz drauf an, wie trainiert man ist. Wenn man geübt ist, kann man durchaus im Hochwasser fahren, aber als Anfänger sollte man das lassen.“

von Marina Birner