Aus datenschutzrechtlichen Gründen benötigt YouTube Ihre Einwilligung um geladen zu werden.
Akzeptieren

Hochwasser ist der ständige Begleiter der niederbayerischen Region. Egal ob Donau, Isar oder Inn, in regelmäßigen Abständen treten die Flüsse über das Ufer und bedrohen Land und Gut. Damit diese auch vor starken Hochwasserkatastrophen geschützt sind, investiert der Freistaat Bayern insgesamt über eine Milliarde Euro in die Verbesserung der Hochwasserschutzes an der Donau zwischen Straubing und Vilshofen. Deswegen stellt sich die Frage, wie die Baubranche in der Region damit umgeht und spezielle Hochwasserschutzmaßnahmen anbieten. Sind Sie sogar die Profiteure des Hochwassers? Die Firma Mayerhofer aus Simbach am Inn zeigt, wie man aus einem eigentlich negativen Sachverhalt eine Win-Win-Situation für die Region und für die Baubranche schaffen kann.

Unvergessen sind die Bilder, die 2013 durch das Jahrhunderthochwasser in Niederbayern entstanden. Am stärksten betroffen waren die Städte Passau und Deggendorf. Letzte soll nun durch eines der größten Infrastrukturprojekte Niederbayerns besser vor solch einer Katastrophe geschützt werden. Insgesamt über eine Milliarde Euro investiert der Freistaat Bayern in die Verbesserung der Hochwasserschutzes zwischen Straubing und Vilshofen, alleine 600 Millionen Euro davon für den Teilabschnitt Straubing – Deggendorf. Das Gebiet soll dadurch vor einem 100-jährlichen Hochwasser (HW100) geschützt werden. Bisher reichten die Schutzmaßnahmen nur für ein 30- bis 50-jährlichen Hochwasser aus.
Gesamtkosten Flussstrecke Bauzeit
1,02 Mrd. 69 km 10 Jahre

 

Koordiniert wird die Verbesserung des Hochwasserschutzes von der WIGES Wasserbaulichen Infrastrukturgesellschaft mbH, die sich seit Februar 2020 im Eigentum des Freistaates Bayern befindet und die Planung, Steuerung, Ausschreibung, Überwachung und Abrechnung des Projekts übernimmt. Dabei arbeiten sie eng mit dem Verkehrs- und Umweltministerium sowie den örtlichen Wasserwirtschaftsämtern zusammen. Durch die verschiedenen Begebenheiten am Donauufer sowie den bereits vorhandenen Schutzmaßnahmen werden verschiedene Elemente des Hochwasserschutzes eingesetzt.

Deichbaumaßnahmen Flutmulden Flutpolder (SR bis DEG)
152 km 6 km 5

 

Eine hier sehr weit verbreitete Technik ist die Aufhöhung bestehender Deiche. Wenn also schon ein Damm, der nicht vor einem HW100 schützt, sowie ausreichend Platz existiert, wird dieser verbreitert und durchschnittlich um einen Meter aufgehöht. Wenn zu wenig Platz für eine erdbauliche Aufhöhung des Deiches vorhanden ist, kann die Erhöhung auch durch den Bau einer Hochwasserschutzmauer erfolgen.

Eine weitere Möglichkeit ist die Rückverlegung bestehender Deiche. Dadurch wird mehr Platz geschaffen für natürliche Rückhaltebecken, die im Katastrophenfall dem Hochwasser größere Überschwemmungsflächen bieten, sodass sich das Wasser auf einen größeren und breiteren Bereich verteilen kann. Außerdem verringert sich die Fließgeschwindigkeit, wodurch ein Aufeinandertreffen zweier Hochwasser führenden Flüsse (z.B. Donau und Inn in Passau) abgeschwächt wird.

Um Unterlieger, also weiter flussabwärts wohnende Personen, besser zu schützen, wird im Hochwasserschutz auch der Aufbau einer zweiten Deichlinie eingesetzt. Während der bestehende Deich nur vor einem 30- bis 50-jährlichen Hochwasser schützt, besitzt der neue Deich die Hochwasserschutzstufe HW100. Kommt es dazu, dass der erste Deich überschwemmt wird, dient der Bereich zwischen den beiden Deichen als zusätzliche Überschwemmungsfläche, wodurch die Hochwasserspitze gekappt und Wasser zurückgehalten werden kann. So kann der Wasserfluss für die Unterlieger besser kontrolliert werden.

Neben den Deichbaumaßnahmen spielt die Beseitigung von Abflusshindernissen eine große Rolle im Hochwasserschutz. Durch das Entfernen von Querriegeln, wie Baum- und Sträucherreihen oder Steinverbauungen, kann ein Rückstau des Hochwassers an diesen Hindernissen vermieden werden. Durch diesen Rückstau ergäbe sich ein höherer Wasserspiegel und die Dämme könnten schon vor dem Erreichen des eigentlich ausgelegten Wasserhochstandes überschwemmt werden.

Der dritte wichtige Punkt ist der Ausbau der Binnenentwässerung. Durch den Bau der Deiche kann es teilweise zu Kreuzungen der Donau mit seinen Nebengewässer kommen. Durch eine absperrbare Verrohrung (Siel) werden die Gewässer dann durch den Deich geführt, sodass sie bei niedrigem Pegel wieder in die Donau münden können. Bei Hochwasser würde die Donau dann über die Nebengewässer das geschützte Hinterland bedrohen, weshalb das Siel dann abgesperrt wird. Das Hochwasser aus dem Nebengewässer wird dann durch Schöpfwerke in die Donau gepumpt, da es durch die Absperrung nicht mehr selbst in die Donau fließen kann.

Neu/Ausbauten von Schöpfwerken Neu/Ausbauten von Sielbauwerken Neue Schöpfstellen
31 24 6

 

Wo genau diese Elemente eingesetzt werden kann man auf folgender Karte sehen. Hierbei wurden alle schon abgeschlossenen Maßnahmen sowie derzeit in Bau oder in Planung befindliche Maßnahmen entlang der Donau zwischen Straubing und Vilshofen eingezeichnet.

von Patrick Loibl